Oasentag in 14 Stationen auf dem Gelände des Klosters Gravenhorst (Hörstel)

Ideen, Anregungen und Bilder: E. Müller, B. Schulte-Kohne, P. van Briel

Das Gelände des Klosters Gravenhorst ist an sich schon Anregung und Einladung zur Ruhe und zum Nachdenken. Zusätzlich haben sich zahlreiche Künstler und Künstlerinnen auf die Gegebenheiten des Gartens und der Geschichte des Klosters eingelassen und öffentliche Kunstwerke geschaffen. Diese haben die Autoren aufgegriffen: So lädt jede Station mit eigenen Gedanken sowohl zum Nachdenken und Erinnern als auch zum Tun und Reden ein.

Verständlicherweise sind diese Notizen nur eine Momentaufnahme, die auch von den Materialien an den Stationen lebte – die wir selbstverständlich wieder entfernt haben. Ein Besuch des Klostergeländes lohnt sich dennoch: Die Mehrheit der Anregungen entfalten auch jetzt noch ihre Wirkung!

Station 1 – Idylle mit Autohaus

Information

Der Künstler hat das Wort «Idylle» nicht nur zufällig mit scheinbar gegensätzlichen Begriffen kontrastiert – sondern mit den Gegebenheiten, die sich um das Kloster hier in Gravenhorst finden lassen.
Der Begriff «Idylle» meint ein Bildchen oder ein Gedicht, das einen friedlichen, ländlichen Traumort zum Inhalt hat.

Besinnung

Wo ist Deine «Idylle»? Wohin träumst Du Dich, wenn die Wirklichkeit zu rau wird?
Was ist im Moment «rau» in Deiner Wirklichkeit?
Wird die Idylle durch die Störungen wirklich beeinträchtigt? Ist nicht eine Idylle gerade deshalb so bemerkenswert, weil sie im Kontrast steht zur Wirklichkeit? Vielleicht lösen sich Probleme, wenn sie in Deiner Idylle zu Ruhe kommen. Lass sie dort ruhig etwas liegen – vieles braucht Zeit. Und mit der Zeit erscheint vieles nicht mehr so drängend.

Aktion

Lege auf die Platte vor dem Text einen Stein, als Zeichen für ein Problem, das Dich beschäftigt – oder mehrere Steine, wenn es mehr als eins Sorge ist.
Nimm Deine Sorgen mit in die Idylle – dort haben sie Zeit, sich zu lösen.

Station 2 – Kreuzweg

Information

Dieser Kreuzweg gehört nicht zu den Kunstwerken des Klosters, sondern zum üblichen Umfeld einer Kirche. Ein Kreuzweg besteht zumeist aus 14 Stationen, die den Weg Jesu von seiner Verurteilung durch Pontius Pilatus bis zur Grablegung betrachten.

Besinnung

Such dir eine Kreuzwegstation aus, die dich besonders anspricht. Nimm dir Zeit, das Bild der Station genau zu betrachten.
An der Station findest du eine Anregung zum Gebet.

Aktion

Gerne kannst du vor «Deiner» Station eine Grabkerze entzünden und aufstellen.

Station 3 – Die kleine Arche

Information

Im Buch Genesis rettet Noah sich vor der «Sündenflut» (daher: «Sintflut») durch den Bau eines Schiffes – die Arche.
Auf die Arche nimmt er seine Familie und alle Landtiere mit und schafft so einen neuen Anfang für das Leben («Arche» – griechisch für «Anfang»).

Besinnung

Auf diese kleine Arche hat der Künstler keine Tiere und Menschen mitgenommen, sondern Pflanzen und sogar einen kleinen Baum. Die Arche «rettet» die Natur von der einen auf die andere Seite der Mauer.
Was würde ich aus dieser Welt retten? Was ist mir wichtig, gibt mir Kraft, möchte ich nicht missen? Was in der Welt – in meinem Leben – ist zwar nicht unbedingt nützlich, aber für mich wichtig?

Aktion

Lege als Zeichen für etwas, das Du retten würdest, eines der herumliegenden Zeichen / Symbole in den Weidenkorb.

Station 4 – Gott sei Dank für Dein Talent

Information

Hier findest Du ein Podest – auf dem aber keine Statue steht. An dieser Station geht es um unsere Talente, um die Fähigkeiten und Eigenschaften jedes Einzelnen.

Besinnung

Der leere Sockel lädt Dich dazu ein, Dich einmal mit Deinen Talenten und Fähigkeiten ins Rampenlicht zu stellen:

Aktion

Eine Person stellt sich auf den Sockel. Die übrigen nehmen „Geldstücke“ aus der Box und schreiben darauf je ein Talent der Person auf dem Sockel. Die Talente werden reihum genannt und an die Person auf dem Sockel übergeben. Diese Person legt die Talente, die sie in das Kollegium einbringen möchte/ kann, in die Schatzkiste, die anderen verbleiben bei ihr (im Portemonnaie?).

Station 5 – Fronleichnamsaltar

Information

An dieser Stelle befand sich zu früheren Zeiten einer von vier Altären, an denen während der Fronleichnamsprozession auf dem Klostergelände gebetet wurde. Daher haben wir hier einen kleinen Altar mit Kreuz aufgestellt.
Dieser schöne Ort hat leider durch die Autobahn seinen Reiz verloren. Der ständige Autolärm macht es kaum noch möglich, hier in Ruhe zu verweilen – oder gemeinsam zu beten.
Allerdings findet schon seit einigen Jahren auf dem Klostergelände auch keine Fronleichnamsprozession mehr statt.

Geschichte

Ein Indianer, der in einem Reservat weit von der nächsten Stadt entfernt wohnte, besuchte das erste Mal seinen weißen Bruder in der Großstadt.
Er war sehr verwirrt vom vielen Lärm, von der Hektik und vom Gestank in den Straßenschluchten. Als sie nun durch die Einkaufsstraße mit den großen Schaufenstern spazierten, blieb der Indianer plötzlich stehen und horchte auf.
„Was hast du“, fragte ihn sein Freund. „Ich höre irgendwo eine Grille zirpen“, antwortete der Indianer. „Das ist unmöglich“, lachte der Weiße. „Erstens gibt es hier in der Stadt keine Grillen und zweitens würde ihr Geräusch in diesem Lärm untergehen.“
Der Indianer ließ sich jedoch nicht beirren und folgte dem Zirpen. Sie kamen zu einem älteren Haus dessen Wand ganz mit Efeu überwachsen war. Der Indianer teilte die Blätter und tatsächlich: Da saß eine große Grille.
„Ihr Indianer habt eben einfach ein viel besseres Gehör“, sagte der Weiße im weitergehen. „Unsinn“, erwiderte sein Freund vom Land. „Ich werde Dir das Gegenteil beweisen“. Er nahm eine kleine Münze aus seiner Tasche und warf sie auf den Boden. Ein leises „Pling“ ließ sich vernehmen. Selbst einige Passanten, die mehr als zehn Meter entfernt standen, drehten sich augenblicklich um und schauten in die Richtung, aus der sie das Geräusch gehört hatten.
„Siehst Du mein Freund, es liegt nicht am Gehör. Was wir wahrnehmen können oder nicht, liegt ausschließlich an der Richtung unserer Aufmerksamkeit. Was Du hörst, sagt mehr darüber aus wie Du denkst, als was Dich umgibt.“

Besinnung

«Der ständige Autolärm macht es kaum noch möglich, hier in Ruhe zu verweilen» – oder vielleicht erst recht? Können wir – wie der Indianer – trotz der Fahrgeräuschkulisse noch anderes hören?
In unserem Leben ist es doch auch so: Da tönt vieles. Je unbedeutender, umso lauter.
Das Wesentlich aber ist leise. Wer Ohren dafür hat, kann es aber immer noch hören.

Aktion

Welche Lebenszeichen nehme ich hier, an dieser Stelle, trotz des Autobahnlärms wahr? Hören wir genau hin.
Wieviele verschiedene Arten von Geräuschen nehme ich wahr? Von Bäumen – Tieren – und noch mehr?

Aktion
Je nachdem, wieviele verschiedene Geräusche ich gehört habe, lege ich einen Tannenzapfen / Stein /ein Stück Rinde auf das jeweilige Zahlenfeld.

Station 6 – Halber Tisch und halbe Bank

Besinnung

«Erinnern» kann bedeuten, dass wir weit Zurückliegendes aktuell halten wollen. «Erinnern» können wir uns aber auch einen kommenden Termin – oder daran, wer wir sind und was wir haben.

Man sieht nur mit dem Herzen gut,
das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.

Antoine de Saint-Exupéry

Aktion

Mache einen Knoten in das Seil («zur Erinnerung»), um dir bewusst zu machen, was für dich wichtig war, ist oder sein wird.

Station 7 – Tanzboden

Aktion I

Wer mag, darf hier ein Tänzchen aufs Parkett legen! Spielt dazu (von euren Handys) Musik ab.

Aktion II

Stellt die Bewegungen und Emotionen eines Tanzes als Bild dar. Nutzt dafür den farbigen Sand und die runden Tabletts. Ihr könnt auch weitere Materialien aus der Umgebung (Natur) einbauen. Arbeitet zu zweit!
(Musikhören ist an dieser Station durchgängig erlaubt und erwünscht)

Station 8 – Das Labyrinth

Information

Ein Labyrinth ist ein verschlungenes, unverzweigtes Wegesystem, ein «Irrgarten» bezeichnet ein Labyrinth, dass zusätzlich auch noch Irrwege und Sackgassen enthält. Dieses «Labyrinth» ist also in Wirklichkeit ein «Irrgarten».

Aktion

Hier ist nicht nur der Weg das Ziel!
Euer Ziel soll es sein, die Mitte das Labyrinths zu erreichen.
Lasst euch überraschen, was dort auf euch wartet!

Besinnung

Jesus war müde von der Reise und setzte sich daher an den Brunnen; es war um die sechste Stunde. Da kam eine Frau aus Samarien, um Wasser zu schöpfen. Jesus sagte zu ihr: „Gib mir zu trinken!“ Seine Jünger waren nämlich in die Stadt gegangen, um etwas zum Essen zu kaufen. Die Samariterin sagte zu ihm: „Wie kannst du als Jude mich, eine Samariterin, um etwas zu trinken bitten?“ Die Juden verkehren nämlich nicht mit den Samaritern. Jesus antwortete ihr: „Wenn du wüsstest, worin die Gabe Gottes besteht und wer es ist, der zu dir sagt: Gib mir zu trinken!, dann hättest du ihn gebeten und er hätte dir lebendiges Wasser gegeben.“ Sie sagte zu ihm: „Herr, du hast kein Schöpfgefäß und der Brunnen ist tief; woher hast du also das lebendige Wasser? Bist du etwa größer als unser Vater Jakob, der uns den Brunnen gegeben und selbst daraus getrunken hat, wie seine Söhne und seine Herden?“ Jesus antwortete ihr: „Wer von diesem Wasser trinkt, wird wieder Durst bekommen; wer aber von dem Wasser trinkt, das ich ihm geben werde, wird niemals mehr Durst haben; vielmehr wird das Wasser, das ich ihm gebe, in ihm zu einer Quelle werden, deren Wasser ins ewige Leben fließt.“ – Joh 4, 6-14

Besinnung

Der HERR ist mein Hirt, nichts wird mir fehlen.
Er lässt mich lagern auf grünen Auen und führt mich zum Ruheplatz am Wasser.
Meine Lebenskraft bringt er zurück.
Auch wenn ich gehe im finsteren Tal, ich fürchte kein Unheil;
denn du bist bei mir, dein Stock und dein Stab, sie trösten mich.
Du deckst mir den Tisch vor den Augen meiner Feinde.
Du hast mein Haupt mit Öl gesalbt, übervoll ist mein Becher.
Psalm 23

Station 9 – Wasserfontäne am Wassergraben

Information

Hier sollt ihr es mal so richtig krachen lassen. Wenn ihr jeweils an einem Ende der Kette zieht (jeweils einer auf der einen, der andere auf der anderen Seite des Wassergrabens), produziert ihr eine Wasserfontäne.

Besinnung

Oft sind es die kleinen Momente im Leben, die uns Freude machen und von wirklicher Bedeutung sind.
Diese Momente in Worte zu fassen ist aber manchmal gar nicht so leicht.
Ihr sollt es trotzdem versuchen.

Aktion

«Produziert» immer zu zweit durch schwungvolles Ziehen an den beiden Enden der Kette eine Fontäne, die Ihr durch einen Ausruf kommentieren oder bejubeln könnt.
Lasst euch von den Wörtern, die gerade als Jugendwort des Jahres zur Auswahl stehen, inspirieren und fügt dann weitere „Jubelwörter“ hinzu.
Auch fremdsprachliche Begriffe oder Dialekt sind erwünscht – Gott versteht jede Sprache!

shees! akkurat! papatastisch! wild! elefantös! pyramidonal!

Station 10 – Der Himmelstisch

Besinnung

Manchmal, wenn mehr Schatten als Licht auf uns fällt, sollten wir unseren Blickwinkel ändern. Auch Wolken können ihren Reiz haben. Siehe dich selbst aus der richtigen Perspektive – schau mit den Augen Gottes auf dich!

Aktion

Lege oder setze dich auf die Sitzgelegenheit.
Nutze den Moment, um auf „Wolkenreise“ zu gehen und genieße das Schattenspiel.

Station 11 – Blumengarten

Besinnung

Ein Garten bietet Pflanzen einen geschützten Raum, in dem sie wachsen und gedeihen können. Der Gärtner ist bemüht, die Pflanzen zur vollen Reife zu führen – aber auch auf die anderen Pflanzen abzustimmen.

Aktion

Am (verschlossenen) Eingang zum Garten steht ein Behälter, in dem Du einen Zettel einwerfen kannst. Dieser Zettel kann Deinen Dank – aber auch Deine Bitte- enthalten, die Du Gott übergibst. Er ist der Gärtner, der Dein Leben zur vollen Blüte bringen will – es aber auch immer wieder abstimmt mit den Schwächen und Stärken anderer Menschen.

Im Gottesdienst wollen wir alle Zettel verlesen: Den Dank als Anregung für uns alle, die schönen Seiten nicht zu übersehen. Die Bitten als Anlass, in unsere Gebete auch die Hoffnungen anderer aufzunehmen.

Station 12 – Der Weidengang

Information

Vor dir befindet sich ein dicht bewachsener Weidentunnel. Einerseits Sichtschutz, lässt er andererseits kaum Licht durch. Du bist hier ganz für dich.

Besinnung

Auch für dich gibt es Momente, in denen du im Tunnel bist. Voll fokussiert auf ein Ziel.
Möglicherweise fühlst du dich aber auch allein mit deinen Gedanken und Sorgen.
Doch es gibt auch ein „Licht“ im und am Ende des Tunnels. Was hilft dir in diesen Momenten?
Ein bestimmter Gedanke? Gibt es jemanden, der dich unterstützt und gemeinsam mit dir Lösungen findet?
Was baut dich nach einem Scheitern wieder auf?

Aktion

Im Tunnel findest du (Post-) Karten. Vielleicht gefällt dir ein Gedanke/ Spruch besonders gut. Dann nimm dir die Karte als Erinnerung mit. Du darfst diese auch gerne einer Person – versehen mit einem persönlichen Gedanken – schenken oder diese verschicken.

Station 13 – Balance halten

Besinnung

Das Geschenk des Gleichgewichts in deinem Leben:

Mögest du das Gleichgewicht des Lebens finden,
Zeit für die Arbeit,
aber auch Zeit zum Spielen.
Zu viel von einer Sache endet damit, Stress zu erzeugen,
den niemand in seinem Leben braucht.
Catherine Pulsifer

Aktion

Finde dein persönliches Gleichgewicht und probiere aus,
wie weit du gehen kannst und magst. Dein inneres Kind hilft dir dabei.

Station 14 – Das Wasserrad an der alten Mühle

Besinnung

Unser Alltag ist oft hektisch.

Wir fühlen uns wie in einem Hamsterrad, das sich immer schneller dreht.

Gleichzeitig fehlt uns manchmal aber auch der Antrieb und wir kommen nur schwer in die Gänge.

Aktion

Bastelt nach der Anleitung ein Windrad und befestigt es an der Holzbrücke. Wenn ihr es richtig positioniert, erfahrt ihr:

Wir dürfen uns treiben lassen – und der Antrieb kommt leise, unsichtbar. Wie ein himmlischer Rückwind – wenn wir uns richtig ausrichten.

Den Abschluss des Oasentages bildete ein schlichter Gottesdienst in der Klosterkirche von Gravenhorst. Dort wurden die Dankesworte und Fürbitten verlesen (Station 11 – der Blumengarten), jeweils eine Kerze entzündet, ein Psalm und ein Prophetenwort verlesen und der Segen gespendet.

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