Als katholische bischöfliche Schule fühlen wir uns selbstverständlich der Ökumene verpflichtet – immerhin sind ungefähr ein Viertel unserer Schüler evangelischer Konfession. Dabei meinen wir mit «Ökumene», dass wir soviel wie möglich gemeinsam feiern und zugleich die noch bleibenden Unterschiede respektieren. Wir wollen uns gegenseitig kennen und schätzen lernen – mit anderen Worten: uns an den Schätzen der anderen Konfessionen erfreuen.
Ökumenische Vielfalt und Freiheit an der Fürstenbergschule
Verschiedene Gottesdienstformen
In die Vorbereitung der Stufengottesdienste werden alle Religionsgruppen einbezogen, auch die evangelischen Religionsgruppen. Falls möglich, werden die evangelischen Gottesdienste mit einem evangelischen Geistlichen gefeiert. Zu diesen Gottesdiensten sind alle Schüler der Jahrgangsstufe eingeladen – wie auch bei den Gottesdiensten, die von den katholischen Religionsgruppen vorbereitet wurden.
Auch im Verlauf des Jahres werden die großen Gottesdienste (zu Weihnachten, Aschermittwoch und Pfingsten) einmal als evangelischer Gottesdienst, einmal als Wortgottesdienst und zuletzt als Eucharistiefeier gestaltet.
Ebenfalls sind die drei Gottesdienste, die im Verlauf der Schullaufbahn gemeinsam mit den Eltern gefeiert werden, zunächst ein Wortgottesdienst (am erste Schultag), eine Eucharistiefeier (als erster gemeinsamer Gottesdienst der 5. Klassen) und am Gymnasium als ökumenischer Gottesdienst (bei der Entlassfeier).
Ein empfindlicher Punkt
Der Kommunionempfang
Wenn der Gottesdienst als Eucharistie gefeiert wird (also als Messfeier) gibt es einen besonders sensiblen Augenblick: Den Kommunionempfang.
Für uns Katholiken ist der Empfang der gewandelten Hostie die Art und Weise, wie wir katholisch bleiben – und immer mehr werden. Der Empfang der Hostie vereint uns mit der katholischen Kirche: Wir empfangen den Leib Christi (=die Hostie), um immer mehr Leib Christi (=Kirche) zu werden – so hat es schon der hl. Augustinus formuliert.
Bei der ersten Information der Schüler in der Arche, vor dem ersten Gottesdienst der 5. Klasse, erklärt der Schulpfarrer daher:
«Da wir Katholiken zur Kommunion gehen, weil wir katholisch bleiben und darin wachsen wollen, dürfen wir nicht erwarten, dass die Evangelischen unter uns das genauso wollen. Wenn sie nicht zur Kommunion gehen, dann nicht etwas, weil sie sich ausgrenzen oder von uns ausgegrenzt werden. Sie tun das aus dem gleichen Grund, warum die Katholiken zur Kommunion gehen: Weil sie Wert darauf legen, dass sie evangelisch sind. Und eben nicht katholisch. Sie bleiben vielleicht auf ihrem Platz sitzen, damit alle sehen: „Ich bin evangelisch, und ich will es bleiben, und das sollen alle sehen!“ Das sollten wir alle respektieren, und die evangelischen Schüler und Schülerinnen dürfen das mit einem gewissen Stolz tun.
Das gilt natürlich auch für alle muslimischen Mitschüler und alle, die anderen Religionen angehören oder keine Religion haben. Alle die zeigen ihren Glauben, auf den sie stolz sind, indem sie nicht das machen, was für uns Ausdruck unseres katholischen Glaubens ist.
Vielleicht sind die Andersgläubigen auf diese Weise sogar für einige von uns Katholiken ein Vorbild; denn vielleicht gibt es es auch unter den Katholiken welche, die gar nicht aus Überzeugung zur Kommunion gehen. Das Selbstbewusstsein, mit dem die Nicht-Katholiken dann auf ihrem Platz bleiben, kann uns auch ermutigen, nicht einfach das zu tun, was alle tun.
Aber vielleicht fühlt Ihr Euch nicht so wohl, wenn Ihr auf Eurem Platz sitzen bleibt; auch wenn Ihr nicht einfach so die Kommunion empfangen möchtet, wie es die Katholiken tun. Deshalb besteht die Möglichkeit, nach vorne zum Priester (oder zum Kommunionausteiler) zu kommen und um einen Segen zu bitten. Der Priester legt dann eine Hand auf Euren Kopf und sagt: „Gott segne Dich!“. Das ist eine schöne Möglichkeit, sogar für die, die gar keine Christen sind. Deshalb verzichten wir auf das kleine Kreuzzeichen, das oft auf die Stirn kleiner Kinder gezeichnet wird: Damit auch Muslime und andere Nicht-Christen keine Scheu haben, sich segnen zu lassen.»
Weiter heißt es in der Hinführung der neuen 5. Klassen:
Damit diejenigen, die die Kommunion austeilen, wissen, wofür Ihr Euch entschieden habt, müsst Ihr uns ein klares Zeichen geben:
Diejenigen, die gerne die Kommunion empfangen möchten, legen bitte die offene linke Hand in die rechte Hand. Nachdem Euch die Hostie gezeigt wurde – mit den Worten „Der Leib Christi!“ – antwortet Ihr „Amen!“, empfangt die Hostie und nehmt sie sofort danach in den Mund.
Diejenigen, die gerne einen Segen erhalten möchten, kreuzen ihre Arme vor der Brust. Wer mag, kann seinen Kopf ein wenig vorbeugen; dann legt der Kommunionausteiler eine Hand auf den Kopf und sagt „Gott segne Dich!“
Diejenigen, die keinen Segen und auch nicht die Kommunion empfangen möchten, können selbstverständlich einfach auf ihrem Platz sitzen bleiben. Das wird von allen anderen respektiert und mit Hochachtung wahrgenommen.»
Soweit der Schulpfarrer bei der Einführung der neuen fünften Klassen. Die drei genannten Möglichkeiten werden den Schülern in vielen Gottesdiensten immer wieder in Erinnerung gerufen, um so die Freiheit aller Konfessionen und Religionen zu schützen.
Uns allen ist dabei klar, dass es für einen Evangelischen/Muslim/Nichtgläubigen nicht einfach ist, nicht die Kommunion zu empfangen. Deshalb wollen wir dabei helfen, dass jeder, ganz gleich welcher Konfession, Religion oder Überzeugung, seinen Glauben als Schatz sehen kann. Als seine schützenwerte Überzeugung, die wir nicht durch eine übergriffig Aufforderung zur Teilnahme an der Kommunion ins Wanken bringen wollen. Eine Einladung oder gar Aufforderung, so gut sie gemeint ist, mindert den nicht-katholischen Glauben letztlich herab.
Die Erfahrung zeigt, dass der Empfang des Segens gerne von evangelischen Schülern und auch Lehrern gewünscht wird – auch manchmal von katholischen Schülern -, während nicht-christliche Schüler zumeist ganz auf den Gang nach vorne verzichten.