Predigtspiel zum Weihnachtsgottesdienst
Einleitung: Das Christkind verschwindet
Erzähler:
Es war in einer Nacht vor Weihnachten, als ich einen Traum hatte.
Ich sah unser Wohnzimmer, schon festlich geschmückt für das Weihnachtsfest, und darin die Krippe aufgebaut. Maria, Jesus und Josef, der Ochse und der Esel – alles war, wie sonst auch.
Ich sah, wie unsere Familie gemeinsam zu Abend aß, gerade vom Weihnachtsgottesdienst zurück. Und dann begannen sie, Geschenke zu verteilen und entgegenzunehmen; auszupacken und sich darüber zu freuen.
Auf einmal, ohne das es irgendjemand bemerkte, erhob sich das Jesuskind aus der Krippe und schaute uns dabei zu. Schließlich sagte es kopfschüttelnd:
Jesuskind:
Ich denke, ich bin hier total überflüssig. Mich beachtet sowieso keiner. (verschwindet)
Erzähler:
…und es verschwand. Einfach so. Und mit ihm verließ Gott diese Welt, ebenso der Glaube und die Kirche.
Und tatsächlich, zunächst hat es keiner bemerkt. Auch in den nächsten Tagen, als kein Kreuz mehr an den Wänden hing, kein Gottesdienst mehr stattfand und niemand mehr betete, fiel die Abwesenheit Gottes nicht sonderlich auf. Plötzlich hatten die Menschen viel mehr Zeit für sich und für andere. Sie haben mehr gelesen (allerdings gab es auch keine Gebetbücher mehr) und noch mehr Fernseher geguckt und saßen stundenlang beim Friseur oder vor dem Computer.
Die Kinder gingen zum Kindergarten und in die Schule, wie auch bisher. Die Jugend traf sich weiter in den Jugendräumen und feierte ihre Feste. Die Erwachsenen kamen von der Arbeit und trafen sich zum Kegeln oder zum Abendessen und hatten viel Freude dabei. Keiner merkte, dass er ihnen abhanden gekommen war: Der Glaube an Gott – und Gott selbst.
Jesuskind: (taucht noch einmal auf…)
Sag ich doch, ich bin hier total überflüssig. (…und verschwindet wieder)
Erzähler:
Es gab allerdings schon ein paar Veränderungen, bei denen auffiel, das Gott nicht mehr da war. Kleine Kinder, die erst wenige Wochen alt waren, kamen in das Dorfgebäude, das früher die Kirche war. Nicht mehr zur Taufe, sondern zum Namensgebungsfest.
Taufe ohne Gott
Taufpriester:
Wie soll das Kind heißen?
Eltern:
Thorben.
Taufpriester:
Ich stemple ich Dich hiermit auf den Namen Thorben Lukas Johann.
Erzähler:
Und was früher die Erstkommunion war, war jetzt auch anders. Es gab ja keinen Jesus mehr, also auch keinen Leib des Herrn. Was konnte man den Kindern denn jetzt noch schenken.
Kommunion (Abendmahl) ohne Gott
Kommunionpriester:
Schön, dass ihr Kinder alle hier seid. Ich darf Euch sagen: Es gibt jemand, der Euch lieb hat. Der immer bei Euch ist, egal was passiert. Das wollen wir heute feiern.
Er überreicht jedem Kind einen großen Teddy und spricht:
Teddy hat Dich lieb
Die Kinder antworten jeweils:
Dich auch.
Erzähler:
In meinem Traum gab es natürlich immer noch Leute, die Hilfe und Trost brauchten. Aber wenn es keinen Gott gibt? Können denn nicht wenigstens die Heiligen helfen?
Fürbittendes Gebet ohne Fürsprecher
Ein Beter vor einem Heiligenbild / Heiligenfigur:
Liebe Schwester Euthymia, ich habe große Sorgen und Probleme. Bitte hilf mir. Zu Gott habe ich schon gebetet, aber den gibt es ja nicht mehr. Hilf wenigstens Du mir.- (Pause) – Euthymia?- (Pause) – Bitte, Schwester Maria Euthymia, hörst Du mich?
Stimme vom Band:
The person, you’ve called, is temporaly not available. – Der gewünschte Gesprächspartner ist vorübergehend nicht erreichbar. Probieren sie es später noch einmal. – Tüüt: Kein Anschluss unter dieser Nummer.
Rosenkranzgebet ohne Gott
Erzähler:
Es machte also keinen Sinn mehr, zu Gott zu beten. Da war ja keiner, der uns hörte. Aber viele Gebete, zum Beispiel der Rosenkranz, waren den Leuten dann doch sehr ans Herz gewachsen. Einige hielten daran fest und beteten den Rosenkranz weiter – wenn auch mit verändertem Text.
Zwei Beter:
Schenkt man sich Rosen in Tirol,
weißt Du was das bedeuten soll?
Zwei andere Beter:
Man schenkt sich Rosen nicht allein,
man schenkt sich selber mit hinein.
(das Ganze 4 mal wiederholen)
Erzähler:
Aber nicht nur die Sakramente und das Gebet waren plötzlich ganz anders. Auch der Einsatz der Kinder für andere arme Kinder wurde plötzlich verändert. Es war jetzt dringender, für die eigene Gemeinde zu sammeln:
Die kommunalen Sternsinger
Sternsinger: (singen)
Wir kommen daher, vom Gemeindeamt,
wir kommen geführt von Pohlmann’s Hand. (Pohlmann heißt unser Bürgermeister…)
Wir wünschen Euch ein fröhliches Jahr:
Für Eure Probleme sind wir gerne da.
Ein Sternsinger:
Kommt, lasst uns von Tonne zu Tonne eilen,
wir wollen dem Müll eine Abfuhr erteilen.
Ein Sternsinger:
Damit unser Dorf stets sauber bleibt,
seid bitte auch zu einer Spende bereit.
(Ein Hausbesitzer gibt eine kleine Spende)
Ein dritter Sternsinger:
Und ist ihre Spende auch noch so klein,
sie hält unser Dorf immer sauber und rein.
Erlösung: Die Geburt des Herrn
Erzähler:
Je länger in meinem Traum Gott fehlte, um so seltsamer wurde alles. Die Menschen hörten auf, miteinander zu reden. Sie hatten genug mit ihren eigenen Problemen zu tun. Man half sich nicht mehr gegenseitig. Und weil keiner mehr betete und kein Gottesdienst mehr stattfand, fühlten sich die Menschen allein und im Stich gelassen.
Die Kinder, wenn sie Probleme hatten, konnten mit ihrem Teddy auch nicht reden und ihn richtig lieb haben. Sie waren unzufrieden und gelangweilt. Und sie hatten keine Lust mehr, etwas für die armen Kinder in der Welt zu tun. Sie waren selbst arm geworden.
Am Ende meines Traumes war die ganze Welt grau und blass geworden, kalt und ohne Hoffnung. Es gab keinen Grund mehr zu feiern – und schließlich auch keinen Grund mehr, irgendjemanden auch nur irgendetwas zu schenken.
Ich wollte schon laut losschreien, als ich plötzlich einen Engel sah, der rief:
Engel:
Ich verkünde Dir eine große Freude: Heute ist dieser Welt der Retter geboren. Christus der Herr! Und das soll Dir ein Zeichen sein: Du wirst ein Kind finden, in Windeln gewickelt, in einer Krippe liegend.
Erzähler:
Und plötzlich war bei dem Engel ein ganzes Heer von Engeln, das sang:
Alle:
Ehre sei Gott in der Höhe! Dann wird auch Frieden sein den Menschen auf der Erde!