Die Sommerfahrt nach Rom ist inzwischen ein Dauerbrenner der Schulseelsorge an der Fürstenbergschule in Recke. Schulpfarrer Peter van Briel machte sich sogar im Corona-Jahr 2020 auf den Weg nach Rom – wie immer mit aktiven und ehemaligen Schülern der Realschule und des Gymnasiums, weiteren Lehrern und auch Jugendlichen aus anderen Gegenden des Münsterlandes. Im Jahr 2020 wurde die Fahrt von Hannah Dürken, einer angehenden Journalistin begleitet – selbst ehemalige Schülerin der Fürstenbergschule. Sie verfasste den folgenden Artikel als Sommer-Serie für die IVZ.
Zwanzig Mal Rom und zurück
von Hannah Dürken – mit freundlicher Genehmigung
In 23 Jahren als Priester in Halverde und der Fürstenbergschule Recke hat Peter van Briel nur in drei Jahren keine Jugendreise nach Rom organisiert. „Insgesamt war ich sogar schon bestimmt 40 bis 50 Mal in Rom“, erzählt er. Die Romfahrt mit Jugendlichen aus Halverde hat in diesem Jahr 20-jähriges Jubiläum.
„Ich würde auch sehr gerne mal nach Irland, Prag oder Paris. Aber das Schöne an Rom ist, dass ich mich da so gut auskenne. Ich muss nur die Unterkunft und die Bullis organisieren“, erklärt Pfarrer van Briel. Deshalb auch immer wieder das Ziel Rom. So hat er mit der Zeit herausgefunden, welche Orte am sehenswertesten sind und kann den Mitreisenden so manche Informationen geben, die in keinem Reiseführer zu finden sind. Aus den letzten 19 Jahren kann er außerdem so manche Geschichte erzählen. Besonders in Gedächtnis geblieben ist so die Fahrt 2006. „Das Jahr war einerseits eines der Highlights“, erinnert sich der Pfarrer. Besonders schön und bewegend sei gewesen, dass sich eine der Jugendlichen in Rom taufen ließ. In dem Jahr wurde van Briel aber nicht nur zum zweiten Mal Taufpate, sondern verlor auch eine Rückbank.
Er berichtet: „In Rom werden unsere Wagen sowieso sehr oft aufgebrochen, das ist schon nichts Besonderes mehr.“ Was aber in dem Jahr besonders war, war die brennende Rückbank des Bullis. „Die wurde wohl angezündet. Der Wagen war von innen vollkommen verraucht, die Fenster verrußt, die Lampen sogar geschmolzen.“ Zum Glück hatten sie eine Rückreiseversicherung, die allerdings nur entweder die Romfahrer selbst oder den Bulli heimbringt. Die Entscheidung war also klar. Die drei Romfahrer, deren Plätze abgebrannt waren, flogen nach Hause. Die Plätze von sechs Jugendlichen waren aber nicht abgebrannt und so konnten sie fast wie geplant mit dem Bulli die Heimreise antreten. „Es hat nur echt wie sau nach verbranntem Kunststoff gerochen“, so van Briel.
Geschichten wie diese haben ein paar Romfahrer schon viele Jahre in Folge miterlebt. Sandra Pietruschka fährt zum Beispiel in diesem Jahr schon zum neunten Mal mit, zum siebten Mal als Begleitperson. „Jedes Jahr fahren ein paar gleiche Leute mit und es ist jedes Jahr wieder toll, mit denen zusammen zu sein. Das ist mittlerweile so eine Art Tradition“, so Pietruschka.
„Ich denke, das hat was mit der Gemeinschaft zu tun, dass die immer wieder mitkommen“, sagt auch van Briel. So sind auch in diesem Jubiläumsjahr nur zwei der 14 Reisenden noch nie mit der Gruppe mitgefahren.
Dieses Jahr ist aber nicht nur aufgrund des Jubiläums besonders. Mundschutzmasken sind natürlich fester Bestandteil im Handgepäck. Außerdem können pro Bulli nur fünf statt neun Personen mitfahren, aufgrund der Verordnungen in Italien. „Wie es wird, sehen wir aber natürlich auch erst wenn wir da sind. Gut möglich, dass alles total leer ist und wir deshalb erst recht eine super Zeit haben.“ Vom 2. bis 16. Juli ist die Gruppe Jugendlicher dieses Jahr in Rom unterwegs. In der Zeit wird die IVZ regelmäßig von ihrer Reise berichten.
Petrus „Guten Tag“ sagen
Die Romfahrer starteten ihre Reise damit, „erst mal Petrus guten Tag zu sagen“ (so Peter van Briel), also mit einem Ausflug zum Petersdom. Der Mitreisende Marten Hovenga berichtet vom Ausflug. „Padre“ erzählte der Gruppe draußen auf dem riesigen Petersplatz zunächst einiges über die Bauwerke. Dann betraten sie nach einer Temperaturkontrolle den gewaltigen Kirchenraum der größten Kirche der Welt.
„Das war echt beeindruckend, wie viele Menschen da Platz haben. An dem Tag war es aber echt leer“, berichtet Hovenga: „Padre hat uns über die Mosaikbilder und Kunstwerke wieder einiges erzählt. Danach sind wir über ganz viele Treppen nach oben auf die Kuppel gegangen.“ Die 551 Stufen war er mit seinem Freund Luca Nellißen in wenigen Minuten hochgerannt – normalerweise dauert das aber länger. Er erinnert sich: „Die Wände waren richtig eng und schief, man musste schräg laufen.“ Oben angekommen, hatten sie einen überwältigenden Blick über ganz Rom. „Auch, wenn es bewölkt war und geregnet hat, konnte man gut über den Petersplatz und den ganzen Vatikan gucken“, erzählt Hovenga: „Das war wirklich beeindruckend, alleine schon, weil wir so hoch oben waren.“
Über den Wolken
Für die Halverder Romreisenden ging es wieder hoch hinaus. Nach einer zweistündigen Fahrt ins Landesinnere erreichten sie den Fuß des Gran Sasso d‘Italia. Das erste Stück konnten sie noch mit dem Bulli hoch. Leona Dürken berichtet: „Das war echt eine rasante Fahrt mit vielen Kurven.“ Am Parkplatz rüstete sich die Gruppe mit Proviant, Sonnencreme und Wanderschuhen, bevor es zu Fuß weiter ging.
Der erste Teil des Aufstiegs war am anstrengendsten, berichtet Dürken: „Da ging es steil bergauf. Später verlief der größte Teil des Weges aber am Hang entlang.“ Zuvor hatten sie eine Einweisung erhalten, wie sie sich bei entgegenkommenden Wanderern verhalten sollen. „Am Berg stehen, am Hang gehen“, war die Devise gewesen. Nach circa zwei Stunden kam die Gruppe am Ziel in 2400 Metern Höhe an. Erst waren die Berge in Wolken gehüllt, die sich aber verzogen. „Da hat man eine schöne Aussicht und kann bis zum Meer gucken“, so Dürken. Mit Blick hinunter ins Tal und hinauf zum höchsten Gipfel des Gran Sasso, dem Corno Grande (deutsch: großes Horn), verschnauften die Halverder in der Sonne. Dürken erzählt: „Padre meinte, dass es noch nie so warm dort war. Wir haben unsere Pullover gar nicht gebraucht.“ Nach dem Ausflug war sie sich sicher: „Es war anstrengend, aber nicht unmöglich. Ich würde es nochmal machen.“
Ausflug nach Castel Gandolfo und zur Villa d‘Este
In den ersten Tagen waren die Romreisenden nicht nur in der Stadt unterwegs, sondern unternahmen auch einige Ausflüge in andere Provinzen des Landes, wie zuletzt zum Berg Gran Sasso d‘Italia. Jetzt hatte sich die Gruppe auf den Weg nach Castel Gandolfo gemacht, das eine Stunde vom Stadtkern Roms entfernt ist. Jannis Kaup berichtet: „Das ist ein Bergdorf, in dem der Papst seine Sommerresidenz hat.“ Von da aus konnten sie hinunter ins Tal auf den Albaner See schauen, so Merle Ostholthoff. „Wir haben da die Aussicht genossen und sind durch die kleinen Gassen mit typischen italienischen Häusern gelaufen“ erzählt Peter Richter.
Dabei haben sie unter anderem eine Mosaikwerkstatt besichtig. Thomas Richter: „Da konnten wir einer Frau dabei zuschauen, wie sie die Mosaike hergestellt hat.“ Nachdem die Gruppe sich in den kleinen Läden umgesehen und zu Mittag gegessen hatte, war sie hinunter See gefahren und ließ den Tag ausklingen.
Am nächsten Tag fuhren sie dann zur Villa d‘Este. Peter Richter weiß: „Villa meint in Italien kein Gebäude, sondern einen Park.“ Die Parkanlage aus dem 16. Jahrhundert zählt mehr als 500 Brunnen und Wasserspiele. Dort verbrachte die Gruppe den Vormittag und aß anschließend Pizza im Dorf.
Zurück aus dem Süden
Nach 18 Stunden auf den Autobahnen Italiens, der Schweiz und quer durch Deutschland erreichten die Romreisenden am frühen Donnerstagmorgen ihre Heimat – müde und glücklich, mit einem Koffer voller Erinnerungen.
14 Tage waren die Jugendlichen gemeinsam mit Pfarrer van Briel („Padre“) unterwegs gewesen. In der Zeit erkundeten sie die Stadt Rom und ihre Sehenswürdigkeiten, unternahmen Ausflüge in umliegende Provinzen und genossen auch den ein oder anderen Tag am Wasser. „Wir hatten eine gute Mischung aus Programm und Entspannung“, berichtet Elisa Schmitz.
Auf ihrer Reise machte die Gruppe auch Abstecher in Tivoli bei der Villa d´Este, in Castel Gandolfo bei der Sommerresidenz des Papstes, beim Albaner See und bestiegen den Berg Gran Sasso d´Italia (wir berichteten).
Merle Ostholthoff: „Das Bergsteigen fand ich am besten. Der Weg dorthin war zwar anstrengend und die Wanderung am Abhang entlang ein bisschen angsteinflößend, aber das hat sich echt komplett gelohnt. Der Ausblick war der Wahnsinn.“ Neben dem Ausflug zur Villa d´Este mit einem Park aus unzähligen Springbrunnen erinnert Jule Kamphus sich auch besonders gerne an Attraktionen in Rom selbst: „Ich fand zum Beispiel den ersten Abend in Trastevere (alter Stadtteil mit vielen Restaurants und Bars) richtig gut. Es war echt spannend, was Padre dazu erzählt hat.“ Die Reisenden besuchten die Sehenswürdigkeiten in Rom, wie das Kolosseum, das Pantheon, die Spanische Treppe, den Trevi Brunnen, das Forum Romanum, die Engelsburg und stiegen auf die Kuppel des Petersdoms. Auf dem Platz vor dem Dom erlebten sie außerdem das Angelusgebet mit Papst Franziskus.
Pfarrer van Briel, der Rom selbst schon knapp 50 Mal bereiste und nun zum zwanzigsten Mal mit Jugendlichen aus Halverde dort war, erzählte der Gruppe vieles über die Sehenswürdigkeiten, die Geschichte und Kultur, was in keinem Reiseführer zu finden ist.
Peter Richter hat schon einige Romfahrten miterlebt und fühlte sich in der Gruppe wieder sehr wohl: „Ich war schon sechs oder sieben Mal mit. Ich kann mich aber echt an keine Gruppe erinnern, die so harmonisch war. Es gab keine Grüppchen und keinen Streit.“ Darin waren sich alle Reisenden einig. Deswegen sagt Jannis Kaup auch: „Ich war weniger wegen der Stadt selbst hier, sondern wegen der tollen Gruppe.“ Sandra Pietruschka: „Die Gruppe war von allen Fahrten mein absolutes Highlight.“ Dem stimmt auch Luca Nellißen zu, „und das, obwohl wir so unterschiedlich alt waren.“
Besonders war in diesem Jahr natürlich die Corona-Situation, die bei der Abreise noch für etwas Unsicherheit sorgte. Nun steht aber fest, dass sie neben Umständen (wie der Maskenpflicht) auch viele positive Effekte für die Reise hatte. Schlange stehen musste die Gruppe fast nie, viele Sehenswürdigkeiten, wie die Kuppel des Petersdoms, hatte sie fast für sich allein – eine absolute Ausnahmesituation. So konnten die Mitfahrer die ungewöhnlich leere Stadt ganz in Ruhe für sich neu erleben. Merle Ostholthoff fasst zusammen: „So haben wir die Zeit noch mehr genossen. Es war nicht so wuselig wie sonst und wir konnten alles viel besser auf uns wirken lassen.“ Van Briel stimmt dem zu und sagt: „Die Leute waren auch viel freundlicher als sonst.“ Für einige Restaurants waren die Halverder die ersten Gäste seit Coronabeginn. Van Briel: „Die haben sich sehr gefreut, dass wir da waren.“