Oasetag in Fürstenau

Oasetag in Fürstenau

Oasentag in Fürstenau – «Schlüsselgeschichten»

Ideen, Anregungen und Bilder: D. Reynders, B. Schulte-Kohne, P. van Briel

In diesem Jahr (2024) waren wir mit dem Oasetag in Fürstenau unterwegs. Zwar begannen wir wie jedes Jahr mit dem Frühstück in Halverde, nach einem kurzen Impuls dort ging es dann in unser Nachbarbistum Osnabrück. Nach Fürstenau.

Nach einer Stadt- und Schlossführung und einem gemütlichen Mittagessen fanden wir uns zu einem abschließenden Gottesdienst in der Schlosskapelle ein. Alle Unternehmungen wurden begleitet von Anregungen zum Thema «Schlüssel / Schloss», die wir hier dokumentieren.

Vorbemerkung zu den Oasetagen

Warum gibt es die Oasetage – und warum in dieser Form?

Am Anfang stand die Aussage vom damaligen Generalvikar Norbert Köster bei der Informationsveranstaltung im Franz-Hitze-Haus, dass das Bistum Münster mit seinem vielfältigen sozialem und kulturellen Engagement in Schulen, Bildungseinrichtungen, Krankenhäuser, Altenheimen, Kindergarten und dem großen Bereich der Caritas in Zukunft deutliche Abstriche machen muss. Diese sollen aber nicht im Rückzug aus einer Sparte, sondern in einer gleichmäßigen Reduktion durch alle Bereiche hinweg geschehen. Einziges Kriterium für den dauerhaften Erhalt einer Institution in der Trägerschaft des Bistum sei dessen katholisches Profil.

Durch die erste QA (=Qualitätsanalyse) wurde dieses Profil an unserer Schule geprüft. Dabei eine Fortbildung und Entwicklung des katholischen Profils im Kollegium angeregt.

In Anlehnung an die Forderung, das katholische Profil zum Gegenstand von Fortbildungen (auch externe) zu machen, entstanden die Oase-Tage, durch die der Schulträger seiner Fürsorge für die theologische und spirituelle Stützung des Kollegiums nachkommt. Das ist zwar originäre Aufgabe der Schulleitung – wurde aber an der Realschule unter Einbeziehung der Schulseelsorge umgesetzt.

Deshalb besteht der Oasetag der Realschule aus zwei Teilen: Einmal wird in Vorträgen das Katholische aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet; zum anderen wird ein Angebot gemacht, Aspekte der katholischen Identität im spirituellen, kreativen Tun umzusetzen und zu entdecken.

Es geht den Oasetagen darum, für eine ausreichende Unterstützung der persönlichen Überzeugung und Spiritualität des Kollegiums zu sorgen.

Entsprechende Angebote haben also nicht das Ziel, das katholische Profil der Schule zu schärfen (durch eine entsprechende Formierung der dort agierenden Personen), sondern sind das katholische Profil der Schule.

Praktischer Teil: Geistliches in Fürstenau

Sechs Stationen

Station 1:  Schlüsselgeschichten

Bestimmt hast du schon einmal einen Schlüssel verloren oder jemandem geholfen, einen verloren Schlüssel zu suchen.

Was für eine Freude, wenn der verlorene Schlüssel wieder da ist!

Erzählt euch gegenseitig eure Schlüssel -Geschichten

 

 

Station 2:  Mund abschließen

Wir laden euch ein, für 5 Minuten den Mund abzuschließen und schweigend nebeneinander her zu spazieren.

Im Anschluss daran sollt ihr aufschreiben, was euch dabei durch den Kopf gegangen ist.

 

Station 3:  Schlüssel / schließen – Schloss

Bitte notiert rund um die Begriffe Schlüssel, schließen und Schloss alle Wörter, die euch dazu einfallen.

 

Station 4: Der wichtigste Schlüssel

Wir haben jeden Tag mit Schlüsseln zu tun. Nicht nur den „echten“ Schlüssel, sondern auch technische Schlüssel brauchen wir, um an unsere Daten oder Apps zu kommen.

Jetzt soll es aber um die Schlüssel gehen, die wir in uns tragen.

Schlüssel, mit denen es uns gelingt, andere zu öffnen, zu knacken, sie aufgeschlossener zu machen.

Was ist dein wichtigster Schlüssel in der Kommunikation mit Schülerinnen und Schülern, Kolleginnen und Kollegen, ….?

Welchen Schlüssel hättest du gerne?

Trage deine Gedanken in die Karte ein.

 

 

Station 5: Schlüsselmoment

Jeder von uns kennt Situationen oder Augenblicke, in denen er eine Erkenntnis gewonnen, einen Zusammenhang verstanden oder im Rückblick eine Wendestelle des Lebens erkannt hat.

Was war für dich ein Schlüsselmoment?

Erinnere dich an das Ereignis und schreibe es auf!

 

 

Station 6:  Verschließen

Nicht allen und für alles öffnen wir uns. Einiges bleibt verborgen und wir wollen es auch verborgen halten. Wir verschließen uns.

Welche Dinge, Gedanken, Empfindungen hältst du vor anderen verborgen?

Welche Dinge, Gedanken, Fähigkeiten und Eigenschaften wurden bei dir noch nicht entdeckt oder von anderen erschlossen?

Notiere beides auf der Karte.

Impuls zum Oasetag 2024 der Realschule

Eine andere Gerechtigkeit

 

Der Wert des Leiblichen

 

„Katholisch“ bedeutet ja „allumfassend“. Damit ist nicht nur die Loslösung von jeder Volkszugehörigkeit gemeint (also im Gegensatz zum römischen / griechischen Götterglauben oder auch zum Judentum), sondern auch eine inhaltliche Entgrenzung. Das Christentum versteht sich deshalb als „katholisch“, weil es die leibliche Auferstehung verkündet. Erlöst ist also nicht nur die Seele, der Himmel ist nicht nur eine blutleere Geisterwelt; wir sind zu einem leibhaft- und leibfreudigen Happy End berufen.

 

Das bedeutet, dass auch in dieser Welt schon das leibliche Tun gleichberechtigt neben dem seelischen steht. Ein Gottesdienst ist deshalb auch dann wertvoll, wenn ich vielleicht geistig nicht ganz anwesend bin, aber doch immerhin leiblich. Ich kann auch eine Wallfahrt machen, in der ich keine großartigen Gedanken fasse, aber doch Zeit und Energie aufwende. Rein körperlich. Und doch vor Gott wertvoll und wirkungsvoll.

 

In das Reich Gottes sind also nicht nur die großen Intellektuellen berufen, sondern auch die Pragmatiker.

Die Eigenständigkeit der Welt

 

Zwar gibt es eine gewisse Eigenständigkeit der Welt; nicht nur im naturwissenschaftlichen Sinne. Auch Politik, Wirtschaft und Gesellschaft haben ihre eigenen Regeln. Das heißt aber nicht, dass die Naturwissenschaftler, Politiker, Wirtschaftsbosse oder Gewerkschafter keinen christlichen Auftrag hätten. Allerdings lässt sich dieser Auftrag nicht immer auf den ersten Blick erkennen.

Die Gleichnisse in den Evangelien sind da weniger geeignet. Es ist eine schlechte Regel, jedem, der mich schlägt, die Wange hinzuhalten, und Räubern, die mir den Mantel stehlen wollen, das Hemd hinterherzubringen. Auch die Lohnregel, nach der alle einen Denar erhalten, auch wenn sie ganz unterschiedlich lang im Weinberg gearbeitet haben, lässt sich wohl kaum auf die Tarifverhandlugnen übertragen.

 

Bei Gott geht es nicht in erster Linie um eine weltliche Ordnung. Sondern um die Ordnung unserer Beziehungsfähigkeit. Die Gleichnisse beschreiben das, was sich zwischen unseren Seelen abspielen soll. Es geht also nicht um die Verteilung materieller Werte, sondern um die Frage, wie Beziehungen gelingen.

Die Alternative zur Leistungsgerechtigkeit

 

Jesus fragt nicht danach, wer ihn verdient. Er wendet sich den Armen genauso zu wie den Reichen – zum Beispiel dem Zöllner Zachäus. Auf die Kritik an seiner Zuwendung antwortet er mit seiner Alternative zur Leistungsgerechtigkeit: „Nicht die Gesunden brauchen den Arzt, sondern die Kranken.“ – Jesus fragt also nicht nach dem, was wir haben und vorzeigen können, sondern nach dem, was wir brauchen und was uns fehlt. Wir können es „Bedürfnisgerechtigkeit“ nennen. Das mag keine praktikable Maxime für eine weltliche Gesellschafts- oder Wirtschaftsordnung sein. Aber es sollte unser Miteinander prägen. Nicht: „Wer hat mich verdient?“ – Oder: „Bei wem könnte ich mich jetzt mit einem Besuch belohnen?“; sondern: „Wer braucht mich?“ – „Wem würde meine Gegenwart jetzt helfen?“. Das kann unter Umständen genau der sein, der mich zuletzt noch so verletzt hat (und jetzt auch eine Gelegenheit wartet, sich zu entschuldigen). Der, mit dem ich im Streit auseinander gegangen bin (und der mir eine goldene Brücke bauen will). Der, den ich beim letzten Treffen schon nicht verstanden habe, der nicht nur mir, sondern auch allen anderen total auf den Geist geht (und der vielleicht sonst niemanden mehr hat).

 

Wer braucht mich?

Gott als Vorbild

 

Ein Kind hat mir einmal gesagt: „Meine Mama meint, ein Sorgenkind ist ein Kind, das besonders viel Liebe braucht.“ – Wir alle sind Sorgenkinder Gottes. Wir alle brauchen ihn. Er behandelt uns nicht nach unserer Leistung, sondern nach unserer Bedürftigkeit.

Und deshalb können wir das gleich auch versuchen, zwischen uns umzusetzen:

 

  • Wer braucht heute einen Anruf von mir?
  • Ich mache mir eine Notiz, wer von mir als nächstes einen Brief – eine Mail – bekommt, ohne dass derjenige mich angeschrieben hat.
  • Beim wem könnte ich mich entschuldigen? Vielleicht für etwas, das schon Jahre zurück liegt?
  • Wem könnte ich heute noch ein ganz kleines, verstecktes Kompliment machen?
  • Wer braucht eine kleine Aufmerksamkeit? Eine Schokolade, eine Schachtel Pralinen, eine Blume? Und wenn es nur eine Topfpflanze ist…
  • Was könnte ich mir heute noch vornehmen, dass ich schon lange vor mir her schiebe?